Page 313 - Chronik Pegnitz
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hörde überlassen, die die Türen, Fenster, Öfen und was sich sonst verwerten ließ, verkaufte,
die Gebäude preisgab und das ganze Gelände zu der angrenzenden Waldfläche schlug
(Fuchs, Bergveste Rotenberg; Obpf. hist. Ver. 1901, 328). Im Herbst 1876 wurde der letzte
Brückenkopf gesprengt.
62) Über diesen Überfall auf das Kloster M i c h e l f e l d berichtet am 10. XI. 1703
der Dechant Kaspar Frey zu Auerbach (Verz. 144 40/7 Nr. 230b 1. StA B.): Am 6. XI. 1703
früh gegen 7 Uhr kamen 40 wohlbewaffnete Reiter “von allerhand Monturen und darunter
einge Husaren” unter dem Befehl eines Obristenleutnants und Rittmeisters vor das mit Mau-
ern und Türmen wohlverwahrte, damals aber unbesetzte Kloster. Da sie sich für kurbayerisch
ausgaben und man glaubte, sie seien vom Kurfürsten dem Kloster zur Hilfe geschickt, nach
der man schon lange geseufzt hatte, sie auch beteuerten, daß weitere 500 Mann ganz in der
Nähe stünden, um den Kaiserlichen den Rückzug abzuschneiden, und sie, um ihrer Täuschung
noch mehr Nachdruck zu verleihen, gegen den Kaiser mißliebige Äußerung taten, schenkte
man ihnen Glauben und öffnete ihnen das Tor. Nun prüften sie, die Täuschung fortsetzend,
zunächst die Verteidigungsfähigkeit des Klosters, besichtigten dessen Ringmauer und Türme,
besonders aber die Aufziehbrücke genau und ließen auch das Wasser im Ringgraben auf-
stauen. Dann sandten sie 6 Mann angeblich zum Aufklären in der Richtung auf Auerbach fort,
die den unterwegs angetroffenen, im Kloster als Schutzwache liegenden und gerade auf
Kundschaft ausgezogenen Bayreuther Rittmeister aufgriffen, ließen sich alle im Dorfe vor-
handenen Gewehre, ungefähr 30, ins Kloster abliefern, nahmen dem Küchenmeister, der in
Abwesenheit seines Bruders, des Abts, die Wirtschaft führte, alle Schlüssel ab, forderten ihn
auf, das Klostergeld herauszugeben, und setzte ihm, da er dies verweigerte, aufs härteste zu.
Schließlich sperrten sie alle Klosterbediente und die sonst gerade im Kloster Anwesenden, mit
Ausnahme des Klosterschreibers, der beständig bei ihnen bleiben und ihnen alles verraten
mußte, in die Kanzlei, die Mönche und den Prior in ihre Zellen und den Küchenmeister in ein
besondres Zimmer und verboten ihnen bei Strafe des Henkens alles Rufen. Dann
durchsuchten sie alle Winkel, sprengten Kisten und Kästen auf und mußten auch, was hie und
da vermauert und verborgen war, genau aufzustöbern. Den Klosterschatz fanden sie freilich
nicht, da er zuvor schon fortgeschafft worden war. Tags darauf packten sie ihren Raub (1100
fl. an barem Geld, das dem Kloster selbst gehörende und von den Ortsbewohnern ins Kloster
geflüchtete Silber- und Zinngeschirr, Leinenzeug usw. und auch die Klosterurkunden, die
selbst durch den 30j. Krieg gerettet worden waren) zusammen, beluden damit nicht nur ihre
eigenen Pferde, sondern auch 2 Klosterwagen und zogen damit am Abend ab unter der
Ankündigung, daß sie in 5 Tagen wieder kämen und auch das Getreide und weitere Fahrnis
abholten. Auch den Klosterschreiber, 3 Knechte mit 10 Pferden des Klosters und in der
Kutsche des Abts den ganz zusammengebrochenen Küchenmeister nahmen sie mit. Dem Prior
und dem Klosterrichter verboten sie aufs schärfste die fernere Verwaltung des Klosters und
betrauten damit den Wirt Ulrich Meyer und den Metzger Hans Wiesent. Von Weidensees aus
schickten sie die Bayreuther Schutzwache mit einem Geschenk von 2 Speziesdukaten und
einem Zeugnis wieder zurück und befahlen, daß das Kloster an seine, von ihnen gegen diese
ihre Herrschaft aufgewiegelten Weidenseeser Untertanen, deren Zuneigung sie dadurch zu
gewinnen und die sie von allenfallsigem Widerstand abzuhalten trachteten, unentgeldlich eine
Menge Getreide verabfolge und auch die halbe Giltschuld erlasse.
63) Eine Fahne und 8 Doppelhaken, die bei der Einnahme W a l d e c k s am 15. IX.
1704 den markgräflichen Truppen in die Hände gefallen waren, wurden vom Markgrafen der
Stadt Creußen geschenkt und sind im dortigen Rathaus aufbewahrt (Bayreuther Tagbl. 1904
Nr. 330). Von einigen während jenes Feldzugs in unsrer Gegend vorgekommenen B l u t t a -
t e n meldet unser Kirchenbuch: Am 11. V. 1705 wurde Martin Suttner, Bauer zu Neudorf, im
Plecher Wald erschossen. Am 23. VI. dess. Jrs. wurde der Bauer Friedrich Meier von Rosen-
hof begraben, der von einem dänischen Soldaten Dublesse ohne Ursache am 20. VI. erschos-
sen worden war. Ferner berichtet es am 3. IV. 1704 das Begräbnis eines seiner Unterkunft zu
Auerbach gestorbenen Feldscherers unter den kgl. Brandenburgischen Dragonern.
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