Page 310 - Chronik Pegnitz
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Familie sie dann 129 Jahre lang verblieb. Schließlich verkaufte sie der Schreiner Friedrich
               Reiß, der sie 1879 erheiratet hatte, am 16. XI. 1895 um 8417,48 M  an die Stadtgemeinde; 2
               dazu gehörende Grundstücke (759 u. 2035) wurden von dieser am 18. XII. 1895 um 890  M
               weiterveräußert.  (2.  Teil  I  1  Ab.24).  Im  J.  1910  wurde  das  Haus  vom  Pegnitzer
               Verschönerungsverein geschmackvoll erneuert, wobei das alte Fachwerk wieder bloßgelegt
               wurde. Die Stadt behielt das Eigentum an der Mühle jedoch nicht lange: nach dem Beschluß
               vom  7.  u.  10.  V.  1919  verkaufte  sie  diese  (jedoch  ohne  die  Pegnitzquelle,  von  der  der
               Erwerber  nur  den  Abfluß  für  seine  Zwecke  verwenden  darf)  um  16.000  M  an  den  Gerber
               Johann Jakob Wagner von Pegnitz.
                      36) Mit diesen 2 G a s s e n  sind die „vordere Gasse“, die H a u p t – oder (wie sie
               seit 1933 heißt) v. Hindenburg-Straße und die südlich davon verlaufende „R o s e n g a s s e“
               gemeint. Die nördlich von der Hauptstraße sich hinziehende „Bräuhausgasse“ erwähnt Will
               nicht, da hieran damals noch kein Wohnhaus mit seiner Stirnseite stieß. Die südliche Gasse
               wird  in den alten Stadtbüchern  als  „untere“ oder  „hintere“ Gasse, „Feuerweg“, „Haupt-
               feuerweg“  (1602,  1715)  oder  auch  als  „Häfnergasse“  (1609)  bezeichnet.  Der  Name
               „Rosengasse“  kam  erst  im  19.  Jhdt.  als  Spott-  oder  verhüllende  Bezeichnung  wegen  des
               früheren üblen Aussehens diese Gasse auf (vgl. Bucks oberdeutsches Flurnamenbuch S. 221:
               Rose = Lache, mit Kühkot gefüllte Dunglache“). Im J. 1926 wurde dieser Name durch die
               Straßeneinteilung amtlich anerkannt. Für ihre westliche Hälfte paßt er heute, wo sie i. J. 1937
               verschönert worden ist, aber nicht mehr.
                      37) Mit dem Baue des „G r o ß e n  K e l l e r s“ (PlNr. 1346) war schon i. J. 1686 be-
               gonnen worden. Dessen Grund und Boden gehörte aber der Gemeinde, die sich nun bitter
               darüber  beklagte,  daß  ihr  Neumüller  durch  seinen  Bau  eigenmächtig  den  „besten  Stein-
               bruch“ weggenommen habe, womit früher Rathaus und Torhäuser sowie die Stadtmauern in
               baulichen Würden erhalten worden seien, wie denn auch ein Kalkofen dort gestanden habe.
               [22. VIII. 1540 kommt für ein dort gelegenes Feld die Bezeichnung „Acker am Kalchofen“
               vor, und am 16. IX. 1624 wird das dortige, dem Lehrer zur Nutzung überlassene Feld als
               „Schuläckerlein bei der Ziegelhütten“ genannt (Rabenstein. Lhb. 92; 7. Stb. Nr. 4 Bl. 12).
               Den Platz dieser ehemaligen „Ziegelhütte“ den die Stadt von dem Wagner Georg Packscheit
               eingetauscht hatte (Lb. Bl. 64), verkaufte die Stadt am 20./30. VI. 1695 um 50 fl. kais. an den
               Metzger Konrad Vogler.] Einer Aufforderung vom 1./11.X. 1692 die Stadt zu entschädigen,
               leistete Neumüller leine Folge; er meinte, es sei genug, daß er die ausgebrochenen Steine zum
               Neubau der Stadtkirche hergegeben habe (RA. 14). Bei diesem Kellerbau hat Neumüller, der
               auf  seinem  Anwesen  HsNr.  49  auch  einen  Gasthof  („zum  güldenen  Adler“)  betrieb,  der
               seinen Gründer jedoch nicht überlebte, sein Vermögen zugesetzt. Nachdem er schon am 25.
               I./4.  II.  1696  den  Keller  der  Pegnitzer  Bürgerschaft  um  3000  Taler  angeboten,  um  diesen
               hohen Preis aber nicht angebracht hatte, verkaufte er ihn am 16./28. IX. 1698 um 2000 fl.
               kais.(=3428,57  M  )  und  24  Speziestaler  (=  48  fl.  kais.  =  82,28  M  )  Leikauf  an  30  hiesige
               Bürger. (Von den 14 „Rießen“, „Rüsten“ oder Lagern kauften die 1. Johann Glenk d. G.,
               HsNr. 76, die 2. Fried-rich Wiesend, Nr. 24, die 3. Metzger und Gastgeber Konrad Vogler
               „zum roten Ochsen“ Nr. 27, die 4. Johann Ludwig Wiesend, Gastwirt „zum grünen Baum“
               Nr. 20, und Hans Glenk d. Mittlere Nr. 30, die 5. Johann Schauer, Gastwirt „zum weißen
               Rößlein“ Nr. 13 und Johann Ludwig Schauer Nr. 13, die 6. Metzger Konrad Wiesend Nr. 60
               und  Metzger  Georg  Glenk  Nr.  51,  die  7.  behielt  Neumüller  selbst,  die  8.  kauften  Büttner
               Johann Ponfick Nr. 56, Schmitzer Friedrich Rohleder Nr. 94, Beck Peter Wiesend Nr. 108,
               Johann Glenk d. G. (Nr. 51) und Wiesends Witwe Nr. 72, die 9. Pfarrer Liedvogel und Johann
               Lothes  Nr.  12,  die  10.  Krämer  Ulrich  Pflaum  Nr.  18  und  Johann  Pflaum  Nr.  19,  die  11.
               Gerichtsschreiber Brehmel Nr. 97 mit Friedrich Ponfick Nr. 47 und Nikolaus Voit Nr. 59, die
               12. Ernst Friedrich Neubauer Nr. 37, Konrad Weiß Nr. 16, Martin Zitzmann Nr. 40, Maurer
               Hans Christian Neidhard Nr. 8, die 13. Häfner Georg Imhof Nr. 74, Beck Friedrich Förster
               Nr. 6, Hans Glenk d. J. Nr. 23 und die 14. Metzger Hans Vogler Nr. 110, Heinrich Vogler Nr.
               119  und  Johann  Wolfgang  Brehmer  Nr.  77  (Stb.  14u.  RA.  133  über  den  Neumüllerschen
               Kellerbau).


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