Page 307 - Chronik Pegnitz
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geführte Herrschaft über die beiden Fürstentümer förmlich nieder, um seine üb-
               rigen Tage an einem nach eigenem Gefallen zu wählenden Ort in sorgenfreier
               und  geschäftenloser  Ruhe  und  Stille  zuzubringen,  entband  seine  Lehenleute,
               Untertanen und Diener ihrer Pflichten und Verbindlichkeiten gegen ihn und ver-
               wies sie an den König von Preußen, dem nun als nächstem Anwärter und recht-
               mäßigem  Landes-  und  Lehenfolger  vermöge  der  Reichslehenrechte,  der  Mit-
               belehnschaft und der brandenburgischen Geschlechts- und Hausverträge diese
               Länder zufielen.
                      Mit Erlaß, g. z. Berlin, den 5. I. 1792, trat K ö n i g  F r i e d r i c h  W i l-
               h e l m  II. V o n  P r e u ß e n  die Herrschaft über die “Fränkischen Fürsten -
               t  ü  m  e  r  “  an,  diese  hiebei  des  Schutzes  ihrer  Rechte  und  wohlerworbenen
               Freiheiten und der Fürsorge für ihre Wohlfahrt und Glückseligkeit versichernd.
               Am 28. dess. Mts. nahm der wohlwollende, vortreffliche und leutselige Minister
               Frhr.  v.  Hardenberg,  dem  Ansbach  als  Sitz  angewiesen  und  dessen  segens-
               reicher  Verwaltung  die  Fürstentümer  nun  anvertraut  wurden,  diese  für  den
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               König  in  Besitz ),  und  am  29.  II.  leisteten  die  Beamten  und  die  Geistlichen
               unseres Bezirks zu Schnabelwaid dem neuen Landesherrn den Eid der Treue.
                      Markgraf  Alexander  schied  in  England  auf  seinem  Landsitz  Branden-
               bourghouse am 5. I. 1806 aus dem Leben.
                      Den Verlust ihrer Selbständigkeit konnten die beiden Fürstentümer leicht
               verschmerzen; denn sie hatten – das Ansbacher noch mehr als das unsrige – in
               der letzten Zeit recht schlechte Erfahrungen mit ihren Fürsten gemacht; zu dem
               glänzenden  Hofleben  in  der  Hauptstadt  bildete  die  drückende  Armut  auf dem
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               Lande den schroffsten Gegensatz ). Als Teile Preußens durften jene von nun an
               die Geschicke eines großen Staatswesens teilen, dessen Könige sich ihrer Pflich-
               ten  gegen  Land  und  Volk  bewußt  waren,  und  unter  deren  Schutz  unser
               Fürstentum  sich  bald  eines  zunehmenden  Wohlstands  erfreute,  der  unter  der
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               markgräflichen Herrschaft nicht möglich gewesen wäre ).

                      *) Unser ganzes Fürstentum zählte i. J. 1686 nur 77.764 E i n w o h n e r  (Arch. 1882,
               27). Im J. 1695 wurde das V e r m ö g e n  unsrer Stadt auf 5250 fl., das des Amts Pegnitz auf
               6550 fl., des Markts Plech auf 2850 fl., des Orts Strüthof auf 50 fl., des Ämtleins Spies auf 700
               fl.,  des  Amts  Lindenhard  auf  1600  fl.,  das  der  Stadt  Creußen  auf  3100  fl.  und  des  Amts
               Creußen auf 5350 fl. geschätzt (RA. Nr. 117).
                      **)  Worte des Professors Dr. Georg  Schanz  (Bayer.  Wirtschafts-  und Verwaltungs-
               studien, 1. Heft).
                      3) In gleicher Absicht beschloß unser Rat am 25. X./4. XI. 1668, „der  seit etlichen
               Jahren sehr vermehrte Umlauf bei den F i t z e l t a g e n , die S t e r n s ä n g e r  und benach-
               barte B e t t e l l e u t e  sollen gänzlich abgeschafft sein“ (10. Stb.).
                      4)  Während  seiner  Zeit  wurden  in  unsrem  Fürstentum  die  ersten  E  r  d  ä  p  f  e  l
               angebaut. Größeren Umfang erreichte deren Anbau aber erst einige Jahrzehnte später; denn
               eine markgr. VO. V. 2. V. 1746 spricht von den “Erdäpfeln” als einer erst “vor kurzen Jahren
               in Deutschland eingeführten Frucht”, von der der Zehnt wie vom Getreide zu geben sei.
                      5) 6. Stb. Bl. 130R, 171R. – 6) 8. Stb. – 7) 9. Stb. – 8) Nr. 12. – 9) Nr. 13. – 10) Nr. 14.
               – 11) Nr. 15. – 12) Nr. 16. – 13) Nr. 25. – 14) Nr. 39 – 15) 11. Stb. – 16) Nr. 47. – 17) Nr. 60.
               – 18) Nr. 101. – 19) Nr. 108. – 20) Nr. 109. – 21) Nr. 119. – 22) Nr. 143. – 23) Nr. 153. – 24)
               Nr. 157.




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