Page 15 - Chronik Pegnitz
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zusammengefasst  und  in  ein  Bett  geleitet,  können  sich  aber  neben  der
               Fichtenohe recht wohl sehen lassen.
                   In alten Zeiten hat unsere „fichtelbergische Wassernymphe“ Pegnitz – wie
               wir  bei  Will  (a.  a.  O.  §  15)  lesen  –  manchmal  auch  Wahrsagerei  getrieben,
               indem  sie durch  hohes  Aufschwellen  oder  sonstiges  ungewöhnliches  Ergießen
               bevorstehenden Krieg andeutete. Schon längst hat sie für solch träumerisches
               Blicken in die Zukunft keine Muße mehr; sie ist nun ganz von den fruchtbaren
               Aufgaben  der  Gegenwart  in  Anspruch  genommen:  Zahlreiche  Hammer-  und
               Mühlwerke  und  andere  gewerbliche  Unternehmungen  sind  an  ihren  Ufern
               entstanden;  aufgestaut  und  eingedämmt  hat  sie  die  Kraft  ihrer  Wasser  nun
               diesen  Betrieben  zu  leihen.  Besonders  Nürnberg  genießt  von  unserem  Flusse
               den  größten  Nutzen,  eine  Entschädigung  für  die  vielen  Überschwemmungen,
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               womit er diese Stadt schon heimgesucht hat ).
                   Bei  Fürth  vereinigt  er  sich  nach  einem  Laufe  von  117km  mit  der  aus  der
               fränkischen  und  schwäbischen  Rezat  erwachsenen  Rednitz. Keiner  der  beiden
               nun verbundenen Flüsse beansprucht aber ein Vorrecht vor dem anderen, wie
               ihre Fluten verschmelzen sie auch ihre Namen, und eine „Regnitz“ führt ihre
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               vermischten Wasser dem Maine zu  ).
                   Auf einen weiteren Trost über den Verlust ihres Namens kann unsere Pegnitz
               verzichten;  keinesfalls  darf  sie  einen  Ersatz  hierfür  (mit  Roth)  in  der  Ehre
               suchen,  die  ihr  von  Phillipp  Harsdörffer,  des  Inneren  Rats  zu  Nürnberg
               Mitglied, dadurch zuteil geworden sein soll, dass dieser seine Schöpfung, die im
               Jahre 1644 gegründete (und heute noch bestehende)“Blumengenossenschaft der
               Hirten  an  der  Pegnitz“,  nach  unserem  Flusse  benannt  hat.  Denn  dieser
               Patenschaft verdankt es unsere muntere Pegnitz, dass Schiller ihr jenes wenig
               schmeichelhafte  Sinngedicht  auf  den  altersschwachen  „  Pegnesischen
               Blumenorden“ in den Mund legt und sie das unverdiente Urteil über sich selbst
               fällen lässt: „Ganz hypochondrisch bin ich vor langer Weile geworden, und ich
               fließe nur fort, weil es so hergebracht ist.“
                   Eine größere Ehre ist unserem Flusse durch die Kreiseinteilung vom 21. VI.
               1808  widerfahren,  wornach  dem  42  Geviertmeilen  mit  141.930  Einwohnern
               umfassenden Gebieten der Landgerichte und Ämter Altdorf, Betzenstein, Feucht,
               Forchheim,  Fürth,  Gräfenberg,  Hersbruck,  Hiltpoltstein,  Kadolzburg,  Lauf,
               Neunkirchen  am  Brand,  Nürnberg,  Pottenstein.  Reicheneck,  Schnaittach,
               Schwabach  und  Velden  unsere  Pegnitz  den  Namen  geben  durfte.  Doch  auch
               dieser  Vorzug  dauerte  nicht  lange;  denn schon  durch  V.O. vom  23. IX. 1810
               wurde  der „Pegnitzkreis“, dessen Hauptstadt Nürnberg war, wieder aufgelöst.


               1)   Das Forst- und Jagdbuch von 1572 (Verz. 125 S. 17 Nr. 13 im StA Bamberg) sagt auf Bl.
               54: „Die Lohe um das schwarze Weiherlein heißt die Beheimslohe, entspringt die Pegnitz aus
               dem Brunnen beim oberen Fohren-Weiherlein. Auch im Lehenbuch des Burggrafen Johann
               III. heißt jener Bach „Pegnitz“: Am 29. III. 1417 empfängt Hans Pewl von Krewsen „ ein
               Drittel des waffers zu Puchaw hinter der kirchen, die Pegnitz genannt“, und ein Heinz Reusse
               „zwei teil des wassers zu Puchaw, die Pegnitz genannt, das an des Puels wasser stosset“. –
               Dann am 31. VII. 1418, wo Hans Puhel von Creußen „ein wasser an der Pegnitz von dem
               Heidfurt bis an die Stege zu Puchaw“ zu Lehen empfängt, das er von Heinzen Rewßsen zu



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