Page 20 - Chronik Pegnitz
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bei der Elsenz, die in den Neckar geht, an eine slawische Wortform zu denken. Das Deutsche
               –inza ist unter der Einwirkung der Slawen zu –nitza geworden; so die Parenza, welche aus
               dem Fichtelgebirge zur Saale geht, zur Parnitz, wo auch je eine Regnitz ober- und unterhalb
               der bayerischen Stadt Hof mündet, wie die Recknitz in Mecklenburg und die Rögnitz, welche
               durch die Sude in die Elbe fließt. – Die Wörnitz im Nordgau, alt Warinza, hat ihren Namen
               mit jener bei Worms gemein, wo von Slawen so wenig die Rede sein kann, wie bei der Brenz
               (Brehanzia) und der Aschinza, einem Eschenbache an der Mündung des Bodensees, oder der
               Renitz ober Kehl, wo noch außerdem Sirnitz. Gewiß trägt die Regnitz in Pomerellen, auch
               Reckenitz, dieselbe Benennung wie die nordbayerische; aber daraufhin gehen wir nun einen
               Schritt vor die Einwanderung der Slawen zurück und sagen: Berge und Flüsse ändern nicht
               leicht ihre Namen und haben im heutigen Preußen schon in der deutschen Zeit so geheißen,
               wie auch die Seesagen noch grunddeutsch lauten. – Die pommersche Rega verhält sich zur
               Regnitz, wie obiger Bac (Bach), niederdeutsch Beke, Bike, althochdeutsch Pah, zur Pegnitz.
               Das ist die Intensivform im Vergleich wie Nabraska und Ikaraha zu Nab und Ikar“.
                   Einen unserer Begenz namensverwandten Fluß finden wir auch in dem ferndeutschen, von
               Einsprengungen  fremden  Volkstums  freien  Fürstentum  Lippe:  Die  „Bega“.  Halten  wir
               daneben  die  bei  Treptow  in  die  Ostsee  mündende  „Rega“,  so  haben  wir  im  Norden  zwei
               Gegenstücke zu unseren Flüssen Pegnitz und Regnitz.
                   12) Daß dieses –itz und –nitz bei uns so keineswegs ursprünglich so gelautet hat, sehen
               wir auch bei Nasnitz, das zwar jetzt urslawisch anmutet, aber i. J. 1119 Nuseze, i. J. 1355
               Newsesse,  1473  Neuseß  geheißen  hat,  also  einen  gut  deutschen  „neuen  Sitz“  bedeutet.
               Ebenso heißt Naslitz noch i. J. 1415 „das Dorfe zu Newses unter dem Kutschenrain gelegen“
               (vgl. Meyers Quellen II S. 247). Bei dem Namen der Stadt Helmbrechts ( der Gründung eines
               Helmprecht) sehen wir die Verwitterung noch am Werk: im Volksmunde wird dieser Name zu
               „Helmitz“. – Der Ort Ligenz ( 1537 Leganz, 1692 Hammer Legantz, 1692 Legenz) hat bei uns
               noch die deutsche Namensform, während sein Gegenstück in Schlesien zu Liegenitz geworden
               ist.  –  Für  Heroldsreut  kommt  in  unserem  Kirchenbuch  im  17.  Jhdt.  Oft  die  Form
               „Herrlitzreut“  vor.  –  Ähnlich  ist  aus  Adlanz  „Adlitz“  geworden,  aus  „zum  Gundoltzs“
               (1398), des Gundolts Hof: Gundlitz.
                   13)  Dieser  verunstaltende  Einfluß  des  Tschechischen  ist  nicht  nur  bei  Orts  und
               Flussnamen wahrnehmbar, sondern macht sich überhaupt in deutschen Urkunden aus jener
               Zeit  bemerklich;  so  wird  im  Lehenbuch  des  Burggrafen  Johann  III.  i.  J.  1412  vom
               „ezweltesten“, statt vom 12. Jahre gesprochen (Meyer II S. 249), und in einer Urkunde von
               1388 wird gar von einem „Friczsch“ statt „Fritz“ geredet (Arch. 1894, S. 156), und noch
               1523 von der „Grenitz“ statt der Grenze (XII).
                   14) Auf ähnliche Weise ist der Name der Stadt H o f entstanden. Diese Ansiedlung hieß
               ursprünglich „Der Hof an der Regnitz“ , 5. IV. 1355 „Regentzhoff“, 22. V. 1357 „Stat und
               Hus zum Hofe“ „und das Lant ezu Regnicz genannt“ – Bei dieser Stadt ist – anders wie bei
               Pegnitz – später der Flussname weggelasen worden und der „Hof“ geblieben


                                           IV. Die Ortschaft Pegnitz,

                          Zeit ihrer Gründung, Abstammung ihrer Gründer

                   Seit  wann besteht unser Städtchen ? Wer waren seine Erbauer ? Welchem
               Stamme gehörten sie an? Auf alle diese Fragen haben wir keine erschöpfende
               Antwort,  und  es  kann  gerade  als  Zeichen  seines  Alters  gelten,  dass  uns  von
               alledem  nichts  überliefert  ist.  Insbesondere  gibt  uns  keine  Urkunde  hierüber
               Auskunft. Die Urkunden wurden ja nicht abgefaßt, um als Grundlagen für die
               Geschichtsschreibung  zu  dienen;  ihre  Gegenstände  sind  Rechtssachen,



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