Page 9 - Chronik Pegnitz
P. 9
Wer von Nürnberg aus die mit vollem Rechte so oft und so gern besuchte
Fränkische Schweiz mit ihren stillen, von munteren, klaren Bächen belebten,
von schattigen Wäldern und steil aufstrebenden, wunderlich gestalteten Felsen
begrenzten Tälern und ihren burggekrönten, vom Efeu der Sage umwobenen
Bergen durchwandern will, schlägt hierzu gerne den Weg durch das schöne
Pegnitztal ein.
Durch sieben Stollenwege und über viele Brücken geht seine (67 km lange)
Fahrt, vorbei an dem lieblich gelegenen Rupprechtsstegen und an dem alten
bambergischen Schlosse Veldenstein. Dann erzählt ihm ein ortskundiger
Reisegefährte die Geschichte des „Kanoniers von Weidelwang“, der rechts auf
hoher Felsenwarte schon seit vielen Menschenaltern unermüdet treue Wacht
hält, und nachdem er endlich noch die berühmteste Naturmerkwürdigkeit des
oberen Pegnitztales, nämlich „die von der Hand des allmächtigen Schöpfers
erbaute große Pegnitzbruck“ , „worauf man Füchs und Hasen hetzet, und statt
des Zolls jährlich viel Schock Getreides erhebet, ich meine den Wasserberg“ ),
1
bewundert hat, „ in welchen bei der Röschmühle nechst unter der Radstuben die
2
Pegnitz hineinkrichet“ ), um nach einem – anfangs durch einen 37 m langen, 2
– 1,20 m hohen gemauerten Gang, dann durch enge Felsenspalten gehenden –
unterirdischen Laufe von ungefähr 320 m auf der anderen Seite des Berges
durch drei Felslöcher gleichsam neu hervorzuquellen und sich nach weiteren
ungefähr 100 m mit ihrem vor jener Mühle abzweigenden und links um den
Wasserberg geleiteten Arme wieder zu vereinigen, ist er am Kopfende des
Pegnitztals in einem freundlichen Städtchen angelangt, das mit dem bis hierher
verfolgten Flusse den gleichen Namen trägt: er befindet sich in P e g n i t z.
Nun wird der Wanderer, nach dem er sich in einem der guten Gasthäuser
gelabt hat, der am Fuße des Schlossbergs entspringenden Pegnitzquelle einen
Besuch abstatten, die für die Pegnitzer noch deshalb von besonderer Bedeutung
ist, weil hier, seitdem im Herbst 1719 das Storchennest vom Rathausdach
3
entfernt worden ist ), der junge Nachwuchs nicht mehr vom Storche gebracht,
sondern – wie der Kindermund versichert – aus dieser Quelle, dem
„Zaußenbrunnen“ geholt wird; dann besteigt er noch den Schlossberg, um sich
des schönen Rundblickes auf eine weite Umgebung zu erfreuen, überschreitet
hierauf die Wasserscheide der Pegnitz und begibt sich auf dem vom hiesigen
Verschönerungsvereine vorgezeichneten schattigen Fußpfad über die Kaltenreut
an der „Tabakspfeife“ und der verfallenen Burg Holenberg vorbei seinem Ziele
zu ins liebliche stille Tal der Püttlach.
Weiter können wir ihm heute nicht das Geleite geben, da wir uns die
Aufgabe gestellt haben, die „Geschichte“ dieses Stücks Erde, unsere Heimat,
kennen zu lernen.
Bei der Bearbeitung dieser Geschichte haben wir drei Vorgänger, die sich
jedoch nicht mit einer gründlichen Durchforschung der urkundlichen Quellen
befasst haben:
a) den I. Pfarrer Mag. Matthias Markus Roth zu Pegnitz, dessen nur
handschriftlich vorliegendes Werk aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts stammt,
7