Page 298 - Chronik Pegnitz
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eine 12 Mann starke Wache aus Forchheim gelegt wurde ). – Dem neuen
Markgrafen zu huldigen, fanden sich am 19. VII. 1712 der Amtmann, ferner
Bürgermeister und Rat u n s r e r S t a d t und Abgeordnete von Plech, Spieß
und Lindenhard sowie der ins Amt gehörigen Bauerngemeinden in Bayreuth ein.
Am 29. IV. 1713 bestätigte der neue Landesherr die Gerechtsame unsrer Stadt
69 ). – Im J. 1715 hielt der Fürst auf den südlich von der Stadt befindlichen Wie-
sen ein Lager, wobei „gemeine Stadt seinen Soldaten für 14 fl. 17 ½ k kais. Brod
(nämlich 343 Laiblein) verehrte“ 16, 70 ) und i. J. 1720 lagen dahier Kürassiere in
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der Winterruhe ).
Von L a n d p l a g e n , die um jene Zeit P e g n i t z trafen, sind das Ner-
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venfieber, das i. J. 1714 dahier herrschte ), eine Blatternseuche, die im Sommer
1717 hier unter den Kindern wütete und viele Opfer forderte (Kirchenbuch), und
ein furchtbares Hagelwetter zu erwähnen, das am 6. VI. 1722 auf unsren Fluren
60 ¾ Tgw. Getreide vollständig und 74 ¼ Tgw. zur Hälfte vernichtet hat ).
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Aus jenen Jahren wird uns auch einer der damals nicht seltenen Grenz-
vorfälle berichtet: Am 9. X. 1715 überfielen aus nicht bekanntem Grunde mark-
gräfliche Soldaten von Pegnitz aus den Bauern Schaffer auf dem Altenhof und
den Jäger Heß zu Weidach, um sie fortzuführen und Lösegeld zu erpressen,
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wurden jedoch vom Pottensteiner Vogte zurückgetrieben ).
Dem Markgrafen Georg Wilhelm verdankt unser Fürstentum die Anlage
der schönen Eremitage bei Altentrebgast oder St. Johannis, die er i. J. 1719 so
betrieb, daß alle Mauerer und besonders die Steinmetzen in den Ämtern
Kulmbach, Berneck, Goldkronach, Weidenberg, Creußen und P e g n i t z dazu
beordert wurden. Auch die Gründung des Zucht- und Arbeitshauses in dem von
ihm gegründeten Städtchen St. Georgen am See ist sein Werk. Zu diesem Bau,
einer der ältesten, wenn nicht der ersten der derartigen Anstalten Süddeutsch-
lands, mußten die Behörden zu Bayreuth, Kulmbach, P e g n i t z, Neustadt a. K.,
Gefrees, Wunsiedel und Creußen (unter der Bezeichnung „zur herrschaftlichen
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Notdurft“) die nötigen Arbeitskräfte ebenfalls im Frondienste stellen ).
Aus der kurzen Herrschaft des folgenden Markgrafen Georg Friedrich
Karl (Enkels von Christians zweitem Sohn Albercht), auf den am 17. XII. 1726
das Fürstentum Bayreuth überging, ist nur wenig zu berichten, was unsren
Bezirk besonders angeht. Im J. 1728 nahm „ein erbärmlicher Kieselschlag“ die
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Fluren mehrerer, westlich von unsrer Stadt gelegenen Dörfer hart mit ). Im
Frühjahr 1732 kamen zu wiederholten Malen Scharen von Salzburger
Protestanten durch unser Land, die „bloß und allein um ihres Glaubens willen
und weilen sie ihm wider besseres Wissen und Gewissen abzusagen sich nicht
entschließen“ konnten, von ihrem Landesherrn, dem Erzbischof von Salzburg,
„ihr Vaterland zu verlassen gezwungen wurden“. Weder auf Kranke noch auf
Schwangere nahm der christliche Fürst Rücksicht, weshalb unterwegs mehr
denn 20 starben, andre hinwiederum zur Welt kamen. Auf ihrem Zuge nach
Preußen, dessen König ihnen Aufnahme bot, wurde ihnen in den Bayreuther und
anderen evangelischen Orten allenthalben, auch von Juden, viel Gutes erwiesen,
während man ihnen in katholischen Ländern, die sie auf ihrer Reise nicht
umgehen konnten, übel begegnete ).
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